Wandern mit Hund in Südtirol
Gibt es Schöneres als gemeinsam mit den geliebten Vierbeinern ausgedehnte Wanderungen in schattigen Gebirgswäldern zu unternehmen, einen aussichtsreichen Gipfel zu besteigen oder gemütlich durch sonnige Täler zu schlendern? Ob im Vinschgau, im Eisack- oder Pustertal, im Ulten- oder Ahrntal, in der Umgebung der großen Städte Bozen und Meran oder in den schroffen Bergen der Dolomiten – jede Region hat ihren eigenen Reiz.
Für den Einstieg eignen sich entspannte Wanderungen wie auf einem der Waalwege in der Umgebung von Lana und Meran. Oberhalb weiter Apfelplantagen geht es ohne große Höhenunterschiede dahin. Hier lässt es sich im Schatten alter Laubbäume gut rasten. Das gefällt auch unseren Hunden. Abwechslungsreich sind Spaziergänge entlang der Weinwege an der Südtiroler Weinstraße. Malerische Weinberge mit altehrwürdigen Burgen dazwischen, klare Bäche, Wasserfälle und kleine Badeseen sowie hübsche Weingüter und einladende Gasthäuser lassen beim Wandern Urlaubsstimmung aufkommen. Solche Wanderungen sind meist auch für ältere Hunde gut geeignet.
Wer es anspruchsvoller mag, kann sich in nahezu jeder Region an echten Bergwanderungen ausprobieren. Es muss jedoch nicht immer ein herausragender Gipfel sein, diese sollten wir erfahrenen Bergsteigern überlassen. Aussichtsreiche Panoramawege in höheren Lagen bieten dagegen oft schon genügend Ausgesetztheit, wundervolle Ausblicke und ganz ordentlichen sportlichen Anspruch. Im hinteren Ahrntal fordert uns beispielsweise der Knappensteig, ein alter Bergbaupfad, heraus. Auch die Drei Zinnen oder der Panoramaweg am Langkofel in den Dolomiten sind besondere Wanderziele, wenngleich auch meist viele Leute aus aller Welt hier unterwegs sind. Das Ultental dagegen ist eines der urtümlichsten Täler Südtirols. Von Meran aus ist das tiefeingeschnittene, eher stille Tal gut erreichbar. Es heißt, hier ticken die Uhren noch etwas langsamer. Wir spüren es, wenn wir an alten Bauernhöfen vorbeiwandern und den Bergbauern bei der Heuernte zuschauen. Sehenswert sind die Ultner Urlärchen. Die Baumriesen sind bis zu 2000 Jahre alt. Am Ende des Ultentals beginnt der Nationalpark Stilfserjoch. Er zählt zu den größten Naturschutzgebieten Europas.
Wer mit Hund in Südtirol wandern geht, sollte es nicht versäumen, einer der vielen Almen einen Besuch abzustatten. Dabei ist wichtig: Hunde an die Leine! Wer als Hundewanderer diese grundlegende Regel auf den Almwiesen und Weideflächen beachtet, darf sich auf frische Milch, hausgemachten Käse und anderen Köstlichkeiten der traditionellen Bergbauernwirtschaft freuen. Auf solche erholsame Almwanderungen laden zum Beispiel die Hochflächen der Seiser Alm und Villanderer Alm ein.
Südtiroler Wanderziele mit Hund
Die Chemnitzer Hütte, eines unserer Lieblingswanderziele
Als Chemnitzerin muss ich einmal auf der Chemnitzer Hütte gewesen sein. Das ist klar! Mittlerweile bin ich schon mehrfach und über verschiedene Wege dort oben gewesen. Die Alte Chemnitzer Hütte, in einer Scharte auf 2420 m gelegen, ist ein wirklich tolles Hüttenziel mit sehr freundlichen Hüttenwirten. Die Chemnitzer Hütte ist deutlich weniger frequentiert als die Berghütten der Dolomiten. Die noch recht ursprüngliche Alpenvereinshütte wurde 1895 erbaut. Um zu dieser liebevoll bewirtschafteten Berghütte vis-à-vis dem Hohen Weißzint (Punta Bianca, 3371 m) aufzusteigen, bieten sich für Wanderer mit Hund gleich mehrere Möglichkeiten:
Vom Neves-Stausee (Lago di Neves) geht es wenig schwierig zur Chemnitzer Hütte hinauf. Die Höhenmeter halten sich in Grenzen. Man kann zwischen einem breiten, gemütlichen Fahrweg und einem schmalen Bergsteig wählen. Der Neves-Stausee liegt idyllisch eingebettet am oberen Talschluss des Mühlwalder Tals bei Lappach. Das Panorama mit den Dreitausendern Hoher Weißzint (3371 m), Großer Möseler (3479 m) und Turnerkamp (3418 m) ist an sonnigen Tagen wirklich überwältigend. Man kann seine Wanderung zur Chemnitzer Hütte mit einem Spaziergang entlang des Stausees verbinden, wo eine Alm mit Ziegen zur Einkehr einlädt. Der Startpunkt am Stausee ist ausgehend von Oberlappach auf einer mautpflichtigen Straße zu erreichen. Die Anfahrt ab der Mautstation ist spannend, denn die Straße ist sehr schmal, bis zu 22 % steil und mit engen Kurven. Eine Ampel gestaltet den Verkehr ab der Mautstation bis zur Staumauer unkompliziert.
Von Weißenbach aus: Eine etwas längere und in Abschnitten doch ein klein wenig schwierigere Bergwanderung lässt sich von Weißenbach aus über die hübsche Göge Alm mit ihrer kleinen Bergkapelle unternehmen. Sind Mensch und Hund bergerfahren, stellt diese Tour bei sommerlichen Wegverhältnissen und stabilem Wetter kaum größere Anforderungen.
Kellerbauerweg und Neveser Höhenweg: Diese längeren, schon alpinen Zugänge zur Chemnitzer Hütte stellen teilweise hohe Anforderungen an Trittsicherheit und Kondition. Wer wenig Bergerfahrung mit seinem Hund besitzt, sollte diese beiden Zugänge unbedingt meiden. Diese Pfade besitzen schon alpine Schwierigkeiten mit steilen Geröllfeldern, blockigem Gelände, erhöhter Absturzgefahr, Schnee oder Vereisung.
Tipps für deinen Bergurlaub mit Hund in Südtirol
Das Wandern und insbesondere das Bergsteigen mit Hund bringen neue, ganz besondere Herausforderungen mit sich. Wer sich mit seinem Hund in die Südtiroler Berge aufmacht, sollte sich gut auf diesen Wanderurlaub vorbereiten. Am besten natürlich gemeinsam mit seinem Vierbeiner. Bevor es los geht, sollte man sich ehrlich einige Frage beantworten:
- Welche Kondition haben Herrchen, Frauchen und der Vierbeiner vorzuweisen?
- Ist die Fellnase an Treppen, Gitterroste, hohe Brücken und schmale, steile Pfade gewöhnt?
- Wie gut sind Gehorsam, Lenk- und Abrufbarkeit des Hundes?
Von deinen Antworten hängt ab, in welchen Wanderregionen, Höhenlagen und Schwierigkeitsgraden du die Südtiroler Wanderberge gefahrlos erkunden kannst. Wer schon einige Zeit vor dem Urlaub damit beginnt, auf längeren Gassirunden ein paar Schwierigkeiten einzubauen, lernt sich und die Fellnase besser einzuschätzen. Ganz nebenbei wird dadurch auch die Mensch-Hund-Beziehung und das Vertrauen ineinander gefestigt. Schöne Übungen dazu sind z.B. das Balancieren auf einem Baumstamm oder einer niedrigen Mauer, das Bezwingen von Gittertreppen oder das gemeinsame Besteigen eines Aussichtsturmes in der heimatlichen Umgebung dienen als perfekte Vorbereitung.
Bei der Auswahl der Wandertour vor Ort sind folgende Fragen wichtig:
- Ist der Weg für Hunde geeignet?
- Wo liegen die Schlüsselstellen auf anspruchsvollen Steigen, und wie sehen diese genau aus?
- Welche Gehrichtung ist mit Hund am besten geeignet?
- Gibt es ausreichend Wasserstellen, oder sollte man etwas mehr Wasser mitnehmen?
- Muss man auf einer Tour mit Weidevieh, speziell mit Kühen rechnen?
In meinem Wanderbuch zum Wandern mit Hund in Südtirol habe ich derlei Informationen zu den ausgewählten Wanderungen zusammengetragen.